„Ich hatte Angst davor, die Wahrheit zu erfahren“
Das Erleben von sexualisierter Gewalt hat für die direkt Betroffenen häufig ein lebenslanges Trauma zur Folge. Auch Menschen, die den Opfern nahestehen leiden unter den Taten und unter den Umständen, wie diese geschehen konnten. Sie sind sogenannte sekundär Betroffene. Was es bedeutet, wenn man einen geliebten Menschen nicht vor der Gewalt schützen konnte, darum geht es am Freitag, 17. November, von 16 bis 18 Uhr bei der Veranstaltung „Ich hatte Angst davor, die Wahrheit zu erfahren – Im Gespräch mit Angehörigen von Betroffenen sexualisierter Gewalt“ im Hotel Vienna-House (Schiede 10) in Limburg. An diesem Nachmittag werden Menschen über ihre persönlichen Erlebnisse berichten: Darüber, wie sie als Personen, die einem Opfer von sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext nahestehen oder nahestanden, mit dem Missbrauch und seinen Folgen umgehen.
Raus aus der Tabuzone
„Gespräche und der Umgang mit Menschen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, werden häufig tabuisiert, das betrifft auch die Angehörigen“, sagt Sandra Gudehus vom Bistum Limburg. Gudehus leitet gemeinsam mit Silke Arnold die Fachstelle gegen Gewalt in der Diözese, die die Veranstaltung organisiert. Aus Angst vor falschen Reaktionen, zögen sich Menschen eher zurück, als offenen über das Thema zu sprechen. „Eine Situation, durch die sich Betroffene und Angehörige oftmals ausgegrenzt fühlen und die sie zusätzlich belastet“, so Gudehus weiter. Die Veranstaltung soll das ändern und das Thema aus der Tabuzone holen. Bewusst wurde dafür ein Termin am Vortag des 18. Novembers gewählt, dem Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, der in der katholischen Kirche gleichzeitig als Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs begangen wird. „Wir möchten den Tag ins Bewusstsein rücken, für die Situation von primär und sekundär Betroffenen sensibilisieren und den Teilnehmenden Raum geben, über eigene Unsicherheiten zu sprechen“, erläutert Gudehus. Dadurch sei ein Miteinander möglich, bei dem Betroffene sich verstanden und gesehen fühlten.
Anmeldungen zur Veranstaltung sind noch bis Donnerstag, 2. November, möglich unter fachstelle-gegengewalt@ bistumlimburg .de oder telefonisch unter 06431 295-421.