Kommunikation mit und für Betroffene
Aktuell werden 64 Maßnahmen, die künftig sexuellen Missbrauch im Bistum Limburg verhindern sollen, umgesetzt. In der Interviewreihe "Werkstattgespräch" geben wir konkrete Einblicke in die Umsetzung und berichten über die Arbeit der Verantwortlichen an einzelnen Maßnahmen. Der aktuelle Stand der Umsetzung kann jederzeit hier eingesehen werden.
Stephan Schnelle ist Pressesprecher und Leiter der Abteilung "Informations- und Öffentlichkeitsarbeit" im Bistum Limburg.
1. An welcher Maßnahme arbeiten Sie aktuell und in welchem Zusammenhang steht das mit Ihrer sonstigen Tätigkeit?
Die Entwicklung einer neuen Themenseite im Internet und eine bessere Kommunikation mit Betroffenen waren die zwei wichtigen Implementierungsaufträge in meinem Arbeitsfeld. In einem Viererteam haben wir die Webseite www.gegen-missbrauch.bistumlimburg.de aufgebaut. Hier finden Betroffene gebündelt und übersichtlich alle wichtigen Informationen und Ansprechpersonen. Zuvor gab es mehrere Internetseiten, die sich mit dem Thema befassten. Deshalb haben wir Inhalte und Onlinepräsenzen zusammengefügt.
In einer größeren Gruppe mit verschiedenen Professionen und Perspektiven haben wir zudem Leitplanken für die Kommunikation entwickelt. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Kommunikation mit Betroffenen und über sexuellen Missbrauch im Bistum zu verbessern. Betroffene sollen durch die Kommunikation mit dem Bistum nicht erneut verletzt werden. Dafür gibt es nun bald verbindliche „Leitplanken“.
2. Auf welche Herausforderungen stoßen Sie? / Und welche Lösungen finden Sie?
Bei der neuen Internetseite standen wir zunächst vor der Herausforderung herauszufinden, welche Inhalte für Betroffene wirklich relevant, hilfreich und nötig sind. Zudem mussten alle vorhandenen Texte und auch die Bildsprache komplett weiterentwickelt werden, damit sie sich an den Bedarfen der Betroffenen orientieren. Wir bekommen die Rückmeldung, dass uns dies ganz gut gelungen ist.
Bei der Entwicklung der Leitplanken haben wir zunächst erlebt, dass es eine Fülle an Aspekten gibt, die in der Kommunikation mit Betroffenen wichtig sind. Viele Ebenen sowie Akteurinnen und Akteure sind beteiligt. Es gibt Leitlinien und Ordnungen, die Zuständigkeiten und Abläufe regeln. Dies muss in der Kommunikation berücksichtigt werden. Jede und jeder Betroffene hat andere Bedarfe und Kommunikation muss daher immer individuell sein. Es kann deshalb nur sehr, sehr bedingt ein festgeschriebenes Schema für die Kommunikation geben. Daher haben wir in den Leitplanken Haltungen und Werte formuliert.
3. Welche Effekte hat das Ergebnis für die Betroffenen?
Unser Ziel bei beiden Maßnahmen war es, die Kommunikation mit und für Betroffene im Bistum Limburg nachhaltig zu verbessern. Betroffene werden mit ihren Bedarfen ernstgenommen und aktiv in die Kommunikation eingebunden. Bei der Implementierung der Maßnahmen aus dem MHG-Projekt geht es ganz grundsätzlich ja um einen Kulturwandel in der Institution. Ohne Kommunikation, Information und Partizipation kann dies nicht gelingen. Dafür haben wir uns in den vergangenen Monaten in den Teams eingesetzt und hoffen darauf, dass die Ergebnisse den Realitätscheck bestehen.