„Eine andere Kultur des Kircheseins“
Aktuell werden 64 Maßnahmen, die künftig sexuellen Missbrauch im Bistum Limburg verhindern sollen, umgesetzt. In der Interviewreihe „Nachgefragt“ geben wir konkrete Einblicke in die Umsetzung und berichten über die Arbeit der Verantwortlichen an einzelnen Maßnahmen. Der aktuelle Stand der Umsetzung kann jederzeit hier eingesehen werden.
Dieses Mal spricht Johannes Weuthen (Stabstelle Projektsteuerung) über seine Beteiligung. Er leitet gemeinsam mit Christiane Baer das Transformationsprogramm im Bistum Limburg.
1. Wie sind Sie an der Implementierung beteiligt?
Als interner Leiter des Transformationsprogramms ist es meine Aufgabe, die Themen zu koordinieren, die sich im MHG-Folgeprojekt und im Transformationsprogramm überlappen. Wir haben die große Herausforderung, aber auch die einmalige Chance, bei der Neuaufstellung des Bischöflichen Ordinariates und der mittleren Ebene/der Bezirke sowie der kurialen und synodalen Beratungs- und Entscheidungsprozesse MHG-Themen in ihren großen Zusammenhängen und nicht als Einzelthemen anzugehen. Dies sind Themen wie ein neues Verständnis der Leitungsaufgabe und Besetzung von Leitungsfunktionen nicht nur durch eine Person, diversere Zusammensetzungen der Gremien, Gewaltenunterscheidung, zukünftige Struktur des Bischöflichen Ordinariates unter Berücksichtigung des Subsidiaritätsprinzips oder Trennung von Vermögensverwaltung und Vermögenskontrolle.
2. Welche Wirkungen haben die Ergebnisse für die Betroffenen?
Die systemischen Ursachen von sexuellem Missbrauch sollen aufgebrochen werden. Alle Themen, die im Rahmen des Transformationsprogramms aufgegriffen werden, zielen auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit, gemeinsame Wahrnehmung von Verantwortung und systematische Kontrolle. Sie schaffen so die institutionellen Rahmenbedingungen dafür, dass kirchliche Verantwortungsträgerinnen und -träger sexuellen Missbrauch verhindern, bzw. dass Fehlverhalten aus der Perspektive der Betroffenen in der Kirche wahrgenommen und angegangen wird.
3. Welche Auswirkungen auf die Mitarbeiter/innen im Bistum erwarten Sie?
Die größte Auswirkung wird sein, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Limburg gemeinsam lernen müssen, aus der Perspektive der Betroffenen her wahrzunehmen, zu denken und zu handeln. Dies ist die Grundvoraussetzung, um in eine andere Kultur des Kircheseins zu kommen. Alle Änderungen in der Organisation nutzen nichts, wenn dieser Blickwechsel nicht kontinuierlich erlernt wird. Und das geht nur gemeinsam. Mit diesem Blick können dann auch die oben genannten Veränderungen in der Organisation gestaltet werden. Ohne ihn wird dies nicht gelingen.