Kompetenzen bündeln und Machtmissbrauch verhindern
Fachstelle gegen Gewalt – bei der neuen Institution im Bistum Limburg ist der Name Programm. Mit ihr soll eine Anlaufstelle in der Diözese geschaffen werden, die sich gegen Gewalt wendet und bei der Menschen mit Gewalterfahrungen Hilfe und Unterstützung finden können. Die Fachstelle ist ansprechbar bei allen Formen von Gewalt im kirchlichen Kontext, wie etwa sexualisierter, spiritueller, physischer und psychischer Gewalt.
Themenfelder verknüpfen und transparent machen
Die bestehenden Kompetenzen in der Interventions- und Präventionsarbeit der Diözese sollen in der Fachstelle gegen Gewalt gebündelt, transparent gemacht und sichtbar werden. Die einzelnen Themenfelder sind dadurch eng miteinander verknüpft, was einen inhaltlichen Austausch und ein gemeinsames Lernen voneinander möglich macht und die Angebote für Betroffene verbessern soll.
„Wir fangen mit der Fachstelle gegen Gewalt nicht mit dem Thema von vorne an, sondern bauen auf jahrelanger Arbeit zum Beispiel im Bereich Prävention und dem Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure bei Interventionsfällen auf. Das Ziel besteht in der Bündelung von Kompetenzen und dem Hinzuziehen neuer Themengebiete wie spiritueller Missbrauch. Gleichzeitig bleiben die verschiedenen Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Stellen erhalten“, erläutert Professor Peter Platen, Leiter der Abteilung Kirchliches Recht und Verantwortlicher für die Umsetzung der Fachstelle, die im neuen Stabsbereich „Aufsicht und Recht“ verortet werden wird.
Machtmissbrauch frühzeitig erkennen und verhindern
Zu den Aufgaben der Fachstelle gehören die Unterstützung beim Aufbau eines bistumsübergreifenden Kompetenznetzwerkes sowie das Erstellen von Informationsmaterialien, Handreichungen und Handlungsleitplanken. Darüber hinaus macht die Stelle Angebote für pädagogische oder theologische Mitarbeitende, die mit Kindern, Jugendlichen oder erwachsenen Schutzbefohlenen in Kontakt sind und ist zuständig für die Evaluation und stetige Weiterentwicklung von Standards für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Übermittlung an die zuständigen Stellen sowie deren regelmäßige Aktualisierung, etwa im Hinblick auf Selbstverpflichtungserklärungen oder die Vorlage von erweiterten Führungszeugnissen. Ergänzt wird die Fachstelle durch eine Schnittstelle zu dem künftigen Beschwerdemanagement im Bistum wie zu der ebenfalls vorgesehenen externen Ombudsstelle. Alle drei Einrichtungen sollen dazu beitragen, Machtmissbrauch frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, da die MHG-Studie aufgezeigt hat, dass sexueller Missbrauch durch andere Formen des Machtmissbrauchs angebahnt werden kann. Damit ist die Unterbindung von Machtmissbrauch als ein wirksames Instrument der Prävention von sexuellem Missbrauch anzusehen.
Noch einige Stellen zu besetzen
„Zu lange waren Betroffene eingeschlossen hinter einer Mauer aus Ohnmacht und Scham, und Verantwortliche befangen in der Sorge um die Institution oder sie nahmen wahr, was sie wahrnehmen wollten. Mit Maßnahmen wie dem Beschwerdemanagement, der neuen Fachstelle und der Ombudsstelle wollen wir eine Systematik schaffen, die Zugang schafft, sprachfähig macht und Sicherheit gibt“, sagt Generalvikar Wolfgang Rösch.
Schnellstmöglich möchte das Bistum die neue Fachstelle gegen Gewalt an den Start bringen. Dafür sind einige Positionen zu besetzen, die derzeit in der Stellenbörse der Diözese ausgeschrieben sind. Weitere Informationen zu den Tätigkeiten finden Sie hier: https://tinyurl.com/2hv5au6v.
Hintergrund
Als Reaktion auf die 2018 veröffentlichte „MHG-Studie“ der Deutschen Bischofskonferenz entschied sich das Bistum Limburg im April 2019 zu dem Folgeprojekt „Betroffene hören – Missbrauch verhindern“. 70 Expertinnen und Experten hatten zur Aufgabe, die Missbrauchsfälle im Bistum Limburg aufzuarbeiten und Maßnahmen zu entwickeln, um zukünftig sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Diese 64 Maßnahmen werden seit Januar 2021 sukzessiv von etwa 160 Menschen aus allen Bereichen des Bistums umgesetzt.
In der achtteiligen Themenreihe „Es tut sich was“ wird über die Inhalte und Relevanz dieser Maßnahmen informiert, und bisherige Ergebnisse werden vorgestellt.
Parallel dazu finden Online-Veranstaltungen mit wechselnden Gästen statt. Weitere Informationen sowie alle bisherigen Artikel und Aufzeichnungen der Onlineveranstaltungen finden Sie hier: https://tinyurl.com/2krkdkn7.